Bericht von Inke Reinhardt (Beratungsstelle der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft in Darmstadt)

Achtsamkeit, Beweglichkeit und Lebensfreude

Eutonie-Woche nach der von Gerda Alexander entwickelten ganzheitlichen Methode

Eine sehr bewegte Novemberwoche wurde unter der Leitung von Birgit Leona Krengel im Frankenauer Hof verbracht. Unter dem Motto: “Achtsamkeit, Beweglichkeit und Lebensfreude” erlebte die Gruppe fünf Tage lang die sanfte und ganzheitliche Methode der Eutonie, eine Methode, die Gerda Alexander, entwickelt hat. Eine Methode, die das Körperbewusstsein, die Konzentration und die Aufmerksamkeit schult.

Die Darmstädter Eutonie-Therapeutin Birgit Leona Krengel hatte einen riesen Fundus von Materialien dabei, die die Teilnehmer dabei unterstützten, den Körper durch Berühren zu spüren und zu fühlen, wie dieser darauf reagiert: Eutoniehölzer, Kastanien- und Körnerkissen, Filzschlangen, Bälle, Bambusstab und vieles mehr.
Zum täglichen Einstieg erlernten die Teilnehmer “Hosentaschenübungen” für unterwegs: Mit der Nasenspitze Zahlen von null bis zehn und zurück malen. Diese Übung diente bereits der Spannungsregulierung der Halswirbelsäule. Die Farnübung im Sitzen sah so aus: Wirbelsäule wie Farnblätter ein- und ausrollen, die Füße auf einem Tennisball abrollen. Nach dem Warm-up ging es dann auf dem Boden weiter. Dank Matten, Decken und Kissen war dieser Teil der Übungsreihen sehr angenehm und entspannend. Farbenfroh und einladend wirkte der Seminarraum durch die vielen bunten Materialien, die zur Verfügung standen.
Es ist erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung verändert, wenn das Kastanienkissen unter dem Kreuzbein nach einer gewissen Zeit wieder entfernt wird. Die Teilnehmer liegen nach dieser Übung flacher auf dem Boden und spüren diese Region bewusster. Das Highlight waren die Übungen im Sitzen, um den Beckenboden zu spüren und zu stärken.
Anhand eines anschaulichen Beckenbodenmodells wurde allen Teilnehmen klar, was für ein anatomisches Wunderwerk wir alle in uns tragen: Drei übereinander liegende Muskelschichten, die zwischen Steißbein und Schambeim sowie zwischen den beiden Sitzbeinknochen liegen.
Auch die Kreativität kam nicht zu kurz. Nach einer kurzen Phantasiereise, einem Spaziergang im inneren Garten, entstanden wunderschöne Bilder auf blauem Papier. Kein Bild glich dem anderen.
Sehr fröhlich war die “Raketenübung”. Wer “fliegt” am weitesten, wenn zwei oder drei Personen rücklings hintereinander auf dem Boden liegen, die Füße auf den Schultern des Vordermanns. Dann von der Wand abstoßen, und ab geht die Post! Eine wunderbare Woche in überschaubarer Runde. Die Teilnehmer hatten viel Zeit, um sich mit ihrem Körper zu beschäftigen und zur Ruhe zu kommen, im Austausch miteinander zu sein. Wie sagte ein Teilnehmer zum Abschluss zutreffend:" Das schreit nach Wiederholung."
(Veröffentlicht im Magazin der DMSG Hessen ‘Dabei’ Ausgabe 140 Januar 2019)


Eutonie-Ausbildung jetzt in Darmstadt

Eine historische, hoch wirksame Körpertherapie kann jetzt im Rhein-Main-Gebiet erlernt werden

Stress- und Schmerzbewältigung sind aktueller denn je. Eutonie bietet sich als klassische Körpertherapie optimal dafür an. Dennoch weiß kaum jemand, was sich dahinter verbirgt. Dabei ist ihre Wirksamkeit unbestritten, wissenschaftlich untersucht, in der Reha-Klinik in Erlangen sogar Teil des Rehabilitationsangebots und überdies in der Schweiz von Krankenkassen anerkannt. Doch was genau ist und kann Eutonie?

Der Ansatz ist ein pädagogischer. Ziel ist es, Kursteilnehmern und Patienten ein Werkzeug an die Hand zu geben, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers schult, mit dem Ziel selbst aktiv etwas für den Spannungsausgleich im Sinne körperlicher Entlastung und Regeneration tun zu können. So fand die Eutonie Raum in der Gesundheitsprävention, in der Musik und im Tanz.

Aus heutiger Sicht könnte man die Eutonie sportpraktisch und gesundheitspädagogisch kurz und knapp mit Faszientraining und Tonusregulation für einen besseren Umgang mit Stress und Schmerz beschreiben. Diese Erläuterung trifft den Kern dieser Form der Körperarbeit jedoch nicht ganz. Denn Eutonie kann mehr.

Der Name wurde von der Begründerin Gerda Alexander in den 50er Jahren gewählt und basiert auf den altgriechischen Begriffen eu für gut und tonos für Spannung. Ziel der Körperarbeit durch Eutonie ist es folglich, die eigene Körperspannung wahrzunehmen und im Transfer zu erlernen, wieviel An- und Entspannung ich für welche Alltagshandlung benötige, um Regeneration, Heilung und effizienten Körpereinsatz zu ermöglichen. Gerda Alexander erkannte den Zusammenhang von Körper und Psyche, den sie ins Zentrum ihrer Körperarbeit stellte. Eutonie wird daher auch als somatopsychische Methode beschrieben.

Die gesellschaftliche Relevanz der Eutonie ist in Zeiten von Reizüberflutung, Rastlosigkeit, digitalem Stress und psychosomatischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Verspannungen, Verdauungs- problemen und Depressionen u. ä. unbestritten. Der Erfolg dieser pädagogischen Körperarbeit ebenso. Das Bildungszentrum nr30 in Darmstadt nahm dies zum Anlass, gemeinsam mit der erfahrenen Darmstädter Eutonie-Lehrerin Birgit Krengel, die Ausbildung des Eutonie-Instituts Barbara Franco Palacio® aus Reilingen nach Darmstadt zu holen. Frau Palacio hat ihre renommierte Eutonie-Ausbildung nach über 20 Jahren Praxis an Frau Krengel übergeben. 2020 startet nun der erste Basiskurs in Darmstadt.

Im Mittelpunkt der Ausbildung steht das Erlernen der körperlichen Wahrnehmung. Dies bildet die Grundlage für Eutonie nach Gerda Alexander. Darauf aufbauend erlernen die Teilnehmer Übungen zu An- und Entspannung sowie die Transferleistung der Wahrnehmung eigener Spannung im Körper in Relation zu Spannungen und Stimmungen aus der Umwelt auf Körper und Geist.

Die zertifizierte Ausbildung befähigt die Teilnehmer, Eutonie in Beruf und Alltag einzusetzen, sei es im Rahmen eines Kursangebots oder in der Arbeit mit Patienten, Schülern oder Klienten. Eutonie hilft gesunden und kranken Menschen, Kindern und Erwachsenen, einzeln oder in der Gruppe. Die Eutonie gilt in den deutschsprachigen Ländern als etablierter Baustein in freien Gesundheitsberufen und findet zunehmend Raum als fester Bestandteil der Komplementärmedizin.

www.eutonie-darmstadt.de - birgitleona@eutonie-darmstadt.de - Tel. 06151 47464